01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

traum vom schwimmenden zuhause

Besondere Situation, stark begrenzter Raum – DFZ Architekten komponierten ein Hausboot mit zeitgemäßer, sinnlicher Eleganz, in dem alle Räume und Flächen gleich mehrere Funktionen erfüllen.

Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde am Eilbekkanal in Alsternähe ein Standort für Hausboote ausgewiesen. Während des geladenen Wettbewerbes erlangten die Gewinner die Möglichkeit, ihre Konzeption zu realisieren. Der Entwurf für das schwimmende Haus aus der Feder des Teams von DFZ Architekten aus Hamburg orientierte sich an Schiffs­architekturen und stellte das Thema ­„Optimale Raumnutzung“ in den Vordergrund. Grundgedanke war der Umgang mit der besonderen Situation des zwar unmittelbaren, aber stark begrenzt erschließbaren Freiraums: Alle Räume und Flächen erfüllen gleichzeitig mehrere Funktionen.

Die Oberflächen sind begehbar, jede Nische und jeder Hohlraum nutzbar: So wird Boden zu Wand zu Möbel. Das Hausboot ist in verschiedene, ineinander verschränkte Baukörper gegliedert und richtet sich in seinen Ausmaßen gemäß den städtebaulichen Vorgaben. Ob vom Land oder vom Wasser – die Gestaltung bezieht die ­verschiedenen Perspektiven mit ein. An den Wasser­seiten bestimmen großformatige Öffnungen die Gestalt des Baukörpers und lassen zahlreiche eindrucksvolle Ein- und Ausblicke entstehen. Das Wechselspiel von glattem, farbigem Stahlblech und dunklem Holz bestimmt das Erscheinungsbild. Das Hausboot wird als Holzständerkonstruktion auf einem Stahl­ponton ausgeführt. Das Obergeschoss ist durch eine Erschließungsfuge getrennt, die das gesamte Volumen städtebaulich differenziert, für interne Belichtung sorgt und uferseitig weitere Blickachsen auf den Kanal freigibt. Steg, Terrasse, Dachgarten, Bootsanleger, Ausguck – Vor- und Rücksprünge ergeben Räume und Wege unterschiedlicher Qualität. 

Kontinuität und Differenzierung sind die Themen der Gebäudehülle. Zwei Materialien bestimmen das Äußere. Homogen glatt beschichtetes, farbiges, fugenlos geschweißtes Stahlblech und dunkles Holz im Wechselspiel sind Oberfläche und Fassade. Die Ausnahme bildet die konstruktive Trennfuge zum Obergeschoss. Zur steilen Uferkante sind die Oberflächen nur durch leichte Vor- und Rücksprünge gegliedert. Wenige Öffnungen belichten die interne, zweigeschossige Erschließungsebene, beziehungsweise eine perforierte Holzfläche mit dahinter liegenden Öffnungsflügeln. Die vom Ufer prägnant sichtbare fünfte Fassade als Aufsicht, ist durch die Überschneidung von Materialien und Volumina gegliedert. Zu den Wasserseiten dominieren verschiedene, großformatige Öffnungen als Schiebeelemente. Die Gestalt des in sich verschränkten Gebäudekörpers ergibt vielseitige Ein- und Ausblicke. Die Nutzung des schwimmenden Hauses ist auf das Wohnen und Arbeiten ausgerichtet. Ob allein, als Paar oder Familie – die Anzahl der Bewohner richtet sich ganz nach der jeweiligen Lebenssituation. Drei Ebenen-Niveaus organisieren das Untergeschoss. Über einen Steg gelangt man durch die Erschließungsfuge auf die Erschließungsebene. Diese fungiert als ­Vermittler zwischen den tiefergelegenen privaten Räumen mit unmittelbarer Blickbeziehung zur Wasseroberfläche und dem auf Freibord-Niveau höher gelegenen, zweigeschossigen Wohnraum mit niveau­gleichem Übergang zur Terrasse. Eine längsseitige Versorgungsspange zum Ufer hin nimmt infrastrukturelle Funktionen auf: sowohl interne Erschließungen (Obergeschoss, Dachgarten, Sanitär- und Technik­räume), als auch externe (Dachgarten/Fahrradstellplätze) sowie die Leiter zum Dach. Im Obergeschoss selbst befindet sich ein weiterer Raum mit direktem Zugang zum Dachgarten – der wahlweise als Atelier oder Schlafraum mit Ausblick über den Kanal nutzbar ist. Konstruktiv ist das Gebäude als Holzständerkonstruktion auf einem Stahlponton ausgeführt. Zur Verholung des Liegers in ein Dock sind alle Gebäudeteile über 2,50 m oberhalb des Wasserspiegels demontierbar ausgeführt. Das garantiert die Passierbarkeit unter der Reesendammbrücke. Über einen zentralen Hausanschlussraum werden alle landseitigen Leitungen gebündelt und intern verteilt, eine Hubanlage ist vorgesehen. Optional kann über eine Erzeugung von Solarenergie durch Module im nicht sichtbaren Attikabereich des Obergeschossdaches nachgedacht werden. Der Hausmüll ist in einem Sammelbehälter wahlweise im Bereich des landseitigen Stegabschnitts oder direkt am Gebäude im Bereich der Fahrradstellplätze organisiert. DFZ Architekten suchen mit großer Leidenschaft nach klaren Lösungen für komplizierte Aufgaben. Mit Liebe zum Detail. Zu Lande und zu Wasser.


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Clever und smart konstruiert

ARCHITEKT DFZ Architekten, Hamburg
BAUJAHR Fertigstellung 2010
LAGE Uferstraße, Hamburg
FLÄCHE 200qm BGF