01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Schwarze Seele

In ARCHITURA spricht der renommierte Designer für hochwertige Küchen, ­Cornelius Paxmann, über den Trend, der bereits vor Jahren eingesetzt und sich inzwischen bis in Serie durch­gesetzt hat: dunkle Küchen.

Auf den Messen in Mailand war der Trend schon vor über fünf Jahren deutlich: Viele eigentlich edle und gleichzeitig dunkle Materialien, die man nur aus kitschigen und schwülstigen Sujets kannte, finden in neuer Interpretation ihren Weg zurück in die Privathäuser. Es begann mit den Couchtischen: Schwarze oder messingfarbene Gestelle und Marmorplatten in grün bis braun. In den letzten Jahren erreichte die Küche dann nicht nur das klassische Schwarz, sondern es kam in abgetönten Nuancen, viele mit wärmerer Attitüde – warmes Schwarz also, gemischt mit Brauntönen. Aber auch die Steine wurden dunkel. Allen voran in schwarzer Farbe, Marmor und ähnlich gemaserte oder ebensolche mit hellen Adern und Brauntönen. Gerne aber auch im Kontrast mit weißem Marmorartigem, das deutliche dunkle Adern aufweist. Im säureempfindlichen Bereich gibt es alles an künstlichen Nachbildungen von fast allen Arbeitsplatten-Herstellern. Für Freunde der hellen Töne liefert ganz weiße Marmoroptik mit deutlichen schwarzen Adern den erwünschten Kontrast.

In diesem Zusammenhang sind auch Goldtöne in Bronze, Messing und Kupfer wieder stark aufgetaucht. Vor Jahren hätte man die Kombi als altmodisch empfunden oder gar als „Blingbling“ bezeichnet. Heute kombiniert sich schwarz und schwarzbraun mit den Edelmetallen, die auch in alle möglichen Farben nachbehandelt werden. So findet man naturfarbenes Messing ebenso wie Bronze, das brüniert wird, oder Kupfer und Bronzetöne selbst in allen Formen manipuliert als Armaturen, Griffen, Möbelgestellen und sogar in Spülen – auch da wieder schwarz. Hier hat ein massiver Trend eingesetzt, alle möglichen Beschläge in Schwarz zu liefern. Dazu gehören Türscharniere, Armaturen, Griffstangen und –leisten, ja sogar ganze Spülbecken, neben vielen Accessoires vom Seifenspender bis hin zum Geschirrtuch. Mit dunklen, marmorartigen Steinen kombiniert zu einer extrem eleganten Kombi, die man vor zehn Jahren nur im großbürgerlichen Haushalt in Italien verortet hätte. Wie sehr haben sich Blick und Geschmack in kürzester Zeit extrem verändert! Überraschend: auch nach grün wird wieder gefragt. Ein sattes, dunkles bis schiefriges grün mit grau und schwarz bis pastellgemischte Töne, das bisweilen als Nuancen in Arbeitsplatten aber auch an den Fronten auftaucht.

Die Hersteller von Elektrogeräten sind ihren Farben bisher treu geblieben, werden aber an den Griffen auch dunkel bis schwarz. Hier erkennt man in den letzten Jahren einige Technik-Trends: Bora hat mit seiner Produktoffensive der nach unten lüftenden Muldenlüfter-Kochfeldern, genannt Downdraft, einen ganzen Sturm an Entwicklungen herstellerübergreifend ausgelöst und hat im hochwertigen Küchensegment die Überkopfhaube fast vollständig abgelöst. Und, allen Unkenrufen zum Trotz, sie funktionieren wirklich extrem gut. Zwar spricht das Marketing hier von barrierefreier Lüftung, was allerdings Nonsens ist. Inzwischen sind so gut wie alle Marken-Produkte auch im Umluftbetrieb extrem wirkungsvoll. Durch den Umluftbetrieb von Küchenabluftanlagen entstehen extreme Energievorteile gegenüber Abluft. Der Laie denkt meist es wird nur das Wölkchen aus dem Topf oder der Pfanne abgesogen. Doch in Wirklichkeit stehen dahinter regelmäßig Abluftmotoren mit einer Leistung von oft deutlich über 1.000m3/h! Da wird bei einem Kochvorgang schnell das ganze Volumen eines durchschnittlichen Hauses an teuer erzeugter Heizluft dreimal in der Stunde rausgehauen und die Zentralheizung läuft im Hintergrund unbemerkt auf Hochtouren, um das Ganze zu kompensieren. Heute eine der größten Wärmeverlustorte in der gesamten, mit extremen Kosten auf Sparsamkeit getrimmten Haustechnik. Also: Umluft!

Eine weitere wichtige Neuerung im Gerätebereich: Seit März 2021 gibt es neue Labels für die Energieverbrauchswerte. Sie wurden neu skaliert, damit wir nicht in Zukunft mit „A+++++++“ leben müssen.

Ein weiterer deutlicher Trend – Kühlschränke werden immer schicker: Edelstahlverkleidungen mit Lichtinszenierungen im Inneren, leuchtende Glasböden und allerlei Details wie die aktive Bedampfung des Gemüses, erfreuen Auge und Lebensmittel zugleich. Emotionen sind angesagt.

Funktionsarmaturen haben nicht nur optisch zugelegt, sondern auch in Serie Einzug in die hochwertige Küche gehalten. Ab einer gewissen Klasse gehören sie zum guten Ton. Hier hat Quooker die Runde eröffnet. Dass kochendes Wasser, normales Brauchwasser und konditioniertes Sprudelwasser aus einer Armatur kommen, ist technisch keine Herausforderung mehr und wird von mehreren Herstellern angeboten.

Bei den Kochfeldern hat sich in den letzten Jahren auch Einiges getan. Heute werden leicht ovale Induktoren in Reihe geschaltet. Diese neuen Kochfelder werden als Vollflächenkochfelder vermarktet. Das stimmt nicht ganz, weil sich zwischen den ovalen Induktoren natürlich kleine Lücken ergeben, womit sie im Alltag manchmal etwas langsamer erscheinen, als die bisher eingesetzten runden Induktoren. Dennoch hat man mehr Freiheit bei der Wahl des Kochgeschirrs als bisher und nach kurzer Zeit hat man sich schnell angefreundet.

Fazit: Küche ist spannend, bleibt spannend und wird es immer sein. Viele Farben, Formen, Materialien und neue Technologien motivieren zu einer neuen Küche, die inzwischen nicht nur räumlich vollends mit dem Wohntraum verschmolzen ist.

Cornelius Paxmann

www.paxmann.de

Kühlschränke wecken Emotionen