01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

rAUMWUNDER

Die Hamburger Architektin Laura Jahnke konzipierte eine sehr gute Antwort für perfekte Ausnutzung in skulpturalem Design auf engstem Raum.

Ein Grundstück von etwa 560 Quadratmetern mit wenig Spielraum in einer dicht besiedelten Einfamilienhausstruktur in Hamburg Groß-Borstel – das war die Ausgangslage für das Refugium der vierköpfigen Familie. Zunächst einmal waren da jede Menge Fragen für das Architektenteam um Laura Jahnke: „Wie schaffen wir Privatsphäre trotz extremer Nachbarschaftsnähe? Wie erreichen wir Großzügigkeit trotz knapper Baufenster? Und wie vereinen wir die Bauherrenwünsche nach Loft- und Studiocharakter einerseits und nach weißer, klassisch moderner Villa andererseits?“ Heraus kam ein wunderbares Objekt mit geschickter Typologie, das durch einen clever geplanten Grundriss beeindruckt.

Sehr flexibel und klar in ihren Bedürfnissen zeigen sich die Bauherren in der Grundrisskonfiguration: Im Erdgeschoss findet sich der gewünschte lässige Loft-Charme mit offenen Räumen, Sichtbeton, Linoleum und hohen Stützen wieder. Hier trifft sich die vierköpfige Familie zum geselligen Beisammensein. Auf das klassische Wohnzimmer wurde zugunsten einer freien Wohn-/Essküche und eines Arbeitsbereiches mit zwei Plätzen verzichtet. Im Erdgeschoss setzte die mehrfach ausgezeichnete Architektin wenige raumbildende Wände, die Küchenmöbel, Kamin, Bücherregal, Treppe und den Kellerersatzraum beinhalten. Funktionalität zeigt sich hier von ihrer raffiniertesten und gleichzeitig schönsten Seite. Die Wände schaffen Raumzonen, die nicht durch Außenwände begrenzt werden, sondern komplett verglast sind. Den Sichtschutz und das Raumende formuliert erst die Hecke, die das Grundstück umgibt. So entstehen großzügige, private Räume. Der grüne Fußboden verbindet sich optisch mit Rasen und Terrassenflächen im Außen und verstärkt so den Eindruck von Weite. Gestalterisch dominieren hier die Holzbrettschalung der Sichtbetondecke und das einfache grüne Linoleum des Fußbodens.

Alle Einbauten sind weiß und gelten gestalterisch als Wandelemente.
Den Wunsch nach dem Villen-Charakter des Hauses realisiert Laura Jahnke im Obergeschoss, in dem sie einen geschlossenen Baukörper auf die Stützen des luftigen Erdgeschosses setzt. Geschlossenheit, normale Räumgrößen, Eichenparkett und Bibliothek bieten den Rückzugsort für die ganze Familie. Hier ist die Grundrisskonfiguration des Obergeschosses klassisch in Einzelräumen angeordnet und steht so im Kontrast zu dem Erdgeschoss. Ergänzend zu den Schlafzimmern gibt es das Wohn- und Fernsehzimmer, welches sich zu einer Dachterrasse hin öffnet. Jeder Raum, jeder Flur wird sofort zu einem anderen Raum aktiviert. Eine tiefe Sitzbank in einem Bibliotheksmöbel gibt dem Treppenaufgang eine zusätzliche Funktion. Die skulpturale Zusammensetzung des Hauses liefert optisch eine entspannte Ästhetik und funktional eine maximale Ausnutzung des Raumwunders. Und da zeigt sich die wahre Kunst klarer Linienführung.

www.laurajahnke.net

Funktionalität von ihrer raffiniertesten und gleichzeitig schönsten Seite

ARCHITEKT Laura Jahnke Architekten LJA, Hamburg
LAGE Hamburg Großborstel
BAUJAHR 2011
FLÄCHE Nettowohnfläche 215 qm
ROHBAU/PUTZ Bauunternehmung Heinz Eickhof, Hamburg
FENSTER Fensterbau Lantz, Trittau
Estrich Neumann und Partner, Hamburg
FUSSBODEN Parkett/Linoleum Fa. Hirdes, Kayhude
DACHKLEMPNER Fa. Holl, Geesthacht
ELEKTRIK Elektro Tietjen, Hamburg
HEIZUNG/SANITÄR Mackens, Hamburg
TISCHLER/KÜCHE Andreas Körber, Oyten