01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Versus kultur

Im malerischen Siebengebirge bei Bonn kreierten Landschaftsarchitekten aus Köln einen großzügigen Privatgarten, dessen konsequentes gestalterisches Konzept seinesgleichen sucht.

Ausgangspunkt für die Planung war das Wohnhaus im oberen Teil des rund 5.000 Quadratmeter großen Hanggrundstücks mit unverbaubarem Blick über das Rheintal. Die völlig schnörkellose, geradlinige Ästhetik des vom Architekturbüro Kreyerhoff-Koller aus Borken entworfenen mehrgeschossigen Flachdachbaus mit angegliedertem Gästehaus bezieht sich formal auf die Architektur der 1930er Jahre. „Wir wohnten vorher in einem Altbau aus dieser Zeit,“ so die Bauherrin. „Und mochten die Rationalität und Funktionalität der Architektur, die ohne ein einziges überflüssiges Detail auskommt. Der Neubau spricht nun die gleiche Sprache.“

Die strenge Geometrie der drei nebeneinander angeordneten Baukörper – Garage und Gästehaus flankieren das zurückspringende Wohnhaus und umschließen so die Hoffläche zur Straßenseite – verlängert sich über Mauerscheiben und Wegeachsen in den Außenraum. Die Freiraumplanung setzt die von der Architektur vorgegebenen Linien in das Hanggrundstück fort, um sie dann ganz allmählich aufzulösen, je weiter man sich den Hang hinunter und vom Haus weg bewegt. „Natur versus Kultur, das war unser gestalterisches Grundthema,“ so der Landschaftsarchitekt. „Unser Entwurf lässt die formale Struktur des Hauses nach und nach in eine naturnahe Struktur übergehen. Auf streng geometrisch gestaltete Terrassenflächen am Haus folgt eine gepflegte Rasenfläche, dann eine Wildwiese mit Sommerblumen und Obstbäumen und schließlich ein Gartensaum mit Großgehölzen und Wasserlauf, der das ganze Grundstück wie ein natürlicher Wald schützend umfasst.“

Für Einfahrt, Hoffläche und sämtliche Terrassenflächen auf Erdgeschossniveau entschieden sich Planer und Bauherren gemeinsam für den Betonwerkstein Umbriano von Metten Stein+Design in Dunkelgrau. „Für alle Außenflächen, die unmittelbar ans Haus angrenzen, suchten wir einen Stein, der farblich zum Basaltsockel der Fassade passt“, so der Planer. „Das Haus ist als schmaler Riegel quer zum Hanggrundstück ausgerichtet, die Riegelformate der Steine nehmen dieses Prinzip auf.“ Als Verlängerung der strengen Architektursprache in den Außenraum beziehen sich die verschiedenen Freiflächen auf vorhandene Gebäudekanten. So ist beispielsweise die Wasserfläche vor der Glasfront von Wohn- und Esszimmer exakt so breit wie das Wohnhaus – nämlich stolze 16 Meter. „Himmel und Wolkenbild spiegeln sich in dieser Wasserfläche,“ so der Freiraumplaner.

„Der Blick aus dem Esszimmer oder Wohnraum auf dieses reflektierende, immer in Bewegung befindliche Wasserspiel ist sehr reizvoll; es versieht die riesige Terrassenfläche mit einem eigenen gestalterischen Thema.“ Seitliche Treppenabgänge führen hinunter auf das nächste Terrassenniveau. „Die Planken aus Thermoesche haben sich schon nach kurzer Zeit farblich dem Betonstein so stark angeglichen, dass die gesamte Fläche wie aus einem Guss wirkt,“ erläutert die Bauherrin. „Diese Materialhomogenität gefällt uns ausgesprochen gut.“ Der angrenzende Spielrasen wird regelmäßig gemäht; die Wildwiese mit Obstbäumen, die sich ein Gartenniveau tiefer anschließt, darf dagegen ungezähmt wachsen und bunt blühen. Einzig der Weg, der durchs hohe Gras zu einem kleinen Wasserlauf im Waldsaum führt, wird freigeschnitten. „Hier unten an der Grundstücksgrenze befindet sich sozusagen das Paradies,“ so die Bauherrin lachend. „Mit einem sanft plätschernden Wasserlauf und einem Rindenmulchweg, der zum Spaziergang durch den wildromantischen Waldsaum mit Hainbuchen, Eichen und Birken einlädt.“


Spiegelbild aus Himmel und Wolken

LAGE Bad Honnef
BAUJAHR 2009
FLÄCHE ca. 3.500 qm
GARTENBAU Fonken Garten- und Landschaftsbau, Grevenbroich
PFLASTERSTEINE METTEN Stein+Design, Overath