01 22 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

LAdy in red

Für das Hamburger Penthouse eines Kunstprofessors entwirft Interior Designer Raphael Springmann eine ganz besondere Küche – aus Containern, die die große weite Welt gesehen haben.

Er schätzt die Individualität seiner Kunden. In enger Zusammenarbeit mit ihnen entwirft Raphael Springmann einzelne Möbel, Objekte, ganze Räumlichkeiten und Häuser – ganz nach dem persönlichen Geschmack.

Mehr und mehr ist die Küche zum Schauplatz von familiärem Beisammensein und freundschaftlichem Miteinander geworden. Denn das Kochen allein, aber sicherlich auch in Gesellschaft, kann besonderes Vergnügen bereiten. Essen und Gespräche mit einem guten Glas Wein erheitern das Gemüt und erholen die Seelen vom Stress, der vor der Haustür wartet. Aus diesem Grund wird von einer modernen Küche, ganz abgesehen von den elektronischen Geräten, viel mehr erwartet, besonders was den Grad der Gemütlichkeit angeht, findet der Designer. Viele moderne Küchen setzen auf minimalistisches Design. Und hier findet sich der Aufgabenbereich des Interior Designers: Denn der Geschmack der Masse trifft nicht unbedingt den des Individuums. Durch die Reduzierung auf das Wesentliche, gepaart mit einer Individualisierung, entstehen Objekte von einzigartigem Charakter.

Die Küche selbst ist nicht nur Raphael Springmanns persönlicher Lieblingsplatz. Er bringt auch jede Menge Erfahrung mit, da er bereits für die Inneneinrichtung Sylter Küchen zuständig war, die sich ebenfalls in ihrem Stil voneinander unterscheiden. Ganz so, wie es seine individuellen Auftraggeber auch tun: Der Single setzt an die Speisekammer andere Prioritäten als eine Großfamilie und ein naturliebender Philosoph findet Ruhe und Zufriedenheit in einer anderen Umgebung als es der technikversierte IT-Manager tut.

Eine ganz außergewöhnliche Küche sollte es für das Penthouse des Kunstprofessors sein. Bereits zuvor hatte Raphael Springmann auf Sylt mit Containerblechen gearbeitet und unterbreitete seinem Kunden die Idee. „Ich bediene mich aus einer Vielzahl von spannenden Materialien. Das Trapezprofil fand ich super“, erklärt der Designer und kaufte seinerzeit ganze Container aus dem Hamburger Hafen, die er auf Maß zerlegte, in Form brachte und wiederverwertete. Von den Frachtcontainern aus Cortenstahl sind für ihn nur die Seitenteile von Nutzen – die mit den Buchstaben. Er zeichnet die besonderen Abschnitte auf und trennt sie heraus. „Ich habe ein spezielles Verfahren entwickelt, das mir erlaubt, die Fronten abzukanten, ohne die schöne Farbseite oder die Original-Buchstaben zu verletzten“. Mittlerweile hat Raphael Springmann fünf Küchen mit den Teilen der Containerseitenwänden gestaltet. Für die Küche des Kunstprofessors waren die exakten Maße aus der Küchenplanung die Basis für die endgültige Form der Bleche. Der Container, den er für diese Küche einsetzte, war auf der Route Hamburg-Santos-Brasilien unterwegs. Er stammt aus dem Jahr 1997, hat, wie alle Container eine individuelle Nummer, und erzählt eine ganz eigene Geschichte von der großen, weiten Welt.

Derzeit ist das Penthouse vermietet und der Kunstprofessor wohnt direkt an der Elbe, wo er jeden Tag dutzende Schiffe mit Containern an sich vorbeiziehen sieht. Trotzdem oder gerade deswegen möchte er demnächst in die Wohnung mit der Containerküche einziehen. Neben der Containerwand ist das Besondere der Küche die Farbe: „Pure red, das roteste Rot in Kombination mit der Hamburg Süd Farbe“.
Und Rot ist bekanntlich die Farbe der Liebe.

www.raphaeldesign.org

Hauptrolle: Der weitgereiste Frachtcontainer in Rot