01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Intuition ist aller Anfang

Er studierte Malerei bei Dietmar Ulrich, Illustration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg und an der Universidad Complutense in Madrid. Das Portrait des wunderbaren Hamburger Malers Felix Eckardt.

Beim Studium in Hamburg mit Anfang zwanzig gab es eine Initialzündung. Der Dozent sagte zu den realistischen Arbeiten von Felix Eckardt: Das ist doch alles Krümelkacke, was Du da machst! „Dieser Satz leitete meine freie Malerei ein. War vorher Fotorealismus Ziel meines Schaffens, ging es nun darum, von der getreuen Abbildung losgelöst zu malen – frei, wild und lebendig! Es geht um Malen als physischen Prozess, in dem meine Bewegung auf die Leinwand überspringt. Beim Malen laufe ich umher, andauernd. Ich nehme den Pinsel in die Hand, male, gehe ein paar Schritte zurück, schaue und drehe das Bild, um eine andere Sichtweise zu bekommen. Durch die viele Bewegung bin ich ständig in der Komposition und in der Gegenwärtigkeit und kann sehen was ich da mache.“ Bereits als Jugendlicher liebte er die Pleinairmalerei, malte viel draußen, in Städten und auf dem Land. Während des Studiums widmete er sich hauptsächlich der Malerei, sein Abschluss war eine ausgedehnte Malreise durch den Westen der USA.

„Würde ich mich beim Malen nicht so viel bewegen, würde ich die für eine gelungene Komposition so nötige Distanz verlieren. Ich halte immer wieder inne und beobachte mein Gemälde. So öffnen sich viele Wege der Vorgehensweise und ungeahnte Möglichkeiten. Immer wieder zurücktreten und beobachten und andere Umsetz­ungen in Betracht ziehen, als die geplanten. So hat man die Möglichkeit sich immer wieder selbst zu überraschen, bleibt offen und für mich das wichtigste: lebendig. Wenn mein Gefühl mir signalisiert, dass etwas richtig ist, dann folgt das Kognitive hinterher und ich verstehe die Zusammenhänge“, so der 45-Jährige.

Eine Zeit lang arbeitete der Künstler erfolgreich als Illustrator für eine Vielzahl von Verlagen, veröffentlichte Kunstfachbücher, bis er sich vollständig der Malerei zuwandte. Felix Eckardt hatte bereits mehrere Lehraufträge für Malerei und Illustration an der HaW Hamburg und an der Akademie Bad Reichenhall. Heute arbeitet er als freischaffender Künstler in Hamburg. Für die Malerei führten ihn wichtige Studienaufenthalte nach London, an die Westküste der USA und nach New York. Seine Arbeiten waren in vielen Ausstellungen im In- und Ausland bei Galerien und auf Kunstmessen zu sehen und finden sich in internationalen, privaten Sammlungen wieder.

„Ich lasse mich immer wieder durch ästhetische Reize, meist auf Reisen, zu neuen Bildwelten inspirieren; emotionale Studien eines Flaneurs im urbanen Raum, einer Melancholie, der Einsamkeit einem Wunsch nach Zugehörigkeit nachhängend. Selten machte ich mir Gedanken was ich male, sondern folgte einer inspirierten, von Ästhetik geleiteten Intuition, um ein Gemälde zu beginnen. Nach und nach mit immer größerer Neugier öffnete ich mich für andere, reduziertere Bildansätze.“ Mit zunehmender Auseinandersetzung mit dem Thema Spiritualität und Selbstwahrnehmung, der immer dringender werdenden Flüchtlingsbewegung 2015 und dem Klimawandel, kam der Wunsch bei Felix Eckardt auf, die Wandlungen der Zeit in seine Malerei mitaufzunehmen. Aber nicht eindeutig und anklagend, sondern eher weiter ­intuitiv, an persönliche Erlebnisse gekoppelte Bilder zu gestalten. „So sind die aktuellen Bilder ein Spiegel meiner Entwicklung, ein Spiegel meines Lebens im Spiegel des Weltgeschehens. Es ist stets mein Ziel mich selbst beim Malen zu faszinieren und herauszufordern. Meine Malerei ist ein Kanal die Erlebnisse zu verarbeiten und mehr und mehr zu staunen wie reich dieses Leben ist. Der Glaube, dass die bloße gefühlte Auseinandersetzung mit einem Thema ihre Energie schon ins Bild übertragen würde, ist nun Gewissheit. Meine Gemälde sind Energiebilder. Lichtarbeit.“ Seine Motivation ist keine Geringere als die, durch sein Schaffen die Welt zu verändern, Menschen mit seiner Arbeit die Kostbarkeit des Lebens bewusst zu machen, sie zu mehr Achtsamkeit und Nachhaltigkeit zu inspirieren. „Mein großer Wunsch ist mit meinen Bildern eben jenen Kanal zu öffnen, der Lebendigkeit hervorruft, die viel mehr verändern und bewegen kann als die Anklage.“ „Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge“, wusste schon Wilhem Busch. Da ist noch viel zu erwarten von Felix Eckardt.

www.felixeckardt.de

„Erst mache ich, dann denke ich. Immer vertraute ich meiner Intuition.“ Felix Eckardt