Inmitten des parkähnlichen Grundstücks eines Hamburger Elbvorortes liegt die beeindruckende Rotklinker-Villa. Holst Becker Architekten nahmen sich der Rekonstruktion der Kaffeemühle von 1928 an.
Nicht nur aufgrund der Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen liegt das Haus perfekt auf dem parkähnlichen Grundstück, wo zwei weitere baugleiche Villen Platz finden. Das edle Einzelstück ist allerdings von der Nachbarbebauung her kaum einsehbar und bietet eine herrliche Oase der Ruhe. Der ideale Mix von Urbanität und Ländlichkeit sowie der Nähe zur Elbe machen diesen Ort so attraktiv. Spannend war für die Architekten, dass die drei Villen selbst zwischen Moderne und konventionellem Bau haderten. Im Zuge des Eigentümerwechsels bestand der Wunsch des jungen Bauherrenpaares darin das Objekt modern und zeitgemäß zu sanieren und dabei den Stil des Hauses zu respektieren. Hier hatte zuletzt eine ältere Dame gewohnt – die Spuren der Zeit waren beim Rückbau sehr schön zu lesen.
Von Anfang an wussten die Bauherren genau was sie wollten. So bündelten Holst Becker Architekten die zahlreichen Ideen, erstellten ein schlüssiges Konzept und berieten mit Know-how und gutem Geschmack, um schließlich die Rotklinker Kaffeemühle behutsam zu sanieren und umzubauen. Zur Erhaltung des traditionellen Charmes wurde viel Wert auf die Wiederherstellung der Details gelegt. Gemeinsam mit den Bauherren war es den Architekten wichtig, beispielsweise Fenster und Türen im gesamten Haus detailgetreu nachzubauen. „Die Rekonstruktionen der alten Fensterformate waren für die Handwerker eine kleine Herausforderung und forderten viel Geschick. Da wir allerdings oft im Bereich der Denkmalpflege arbeiten, wissen wir, wer diese Handwerkskunst beherrscht“, erklärt Karsten Holst.
Den einzigen grundlegenden Eingriff in die Fassade bildet ein neues Treppenhausfenster, das sich vom Erdgeschoss bis in das Obergeschoss zieht. Hier wurden Fensterglasbausteine entfernt und durch weiße Sprossenfenster ersetzt. Auf diese Weise profitiert bereits der Eingangsbereich durch mehr Helligkeit, wodurch die Aufarbeitung der Holztreppe zum echten Highlight avanciert. Auch das Mosaik im Eingangsbereich und die Böden der Küche wurden originalgetreu nachgebaut.
Die Bauherren wünschten sich eine Öffnung von Küche, Ess- und Wohnbereich. Der Durchbruch zur Küche schafft ein besonderes Flair und einen Rundlauf der Räume.
Für großzügig geschnittene Schlaf- und Gästezimmer sowie ein geräumiges Bad bietet das Obergeschoss genügend Platz. Eine weitere private Area für Groß und Klein bietet das voll ausgebaute Dachgeschoss. Neben einem weiteren Bad gibt es hier die Möglichkeit zum Arbeiten und Entspannen gleichermaßen. In Rekordzeit von drei Monaten wurde das Haus umgebaut. „Durch die offene und freundliche Ausstrahlung der Bauherren fühlten sich die beteiligten Handwerker hoch motiviert und legten sich besonders ins Zeug“, erzählen die Architekten. „Überhaupt, waren diese Bauherren Klasse! So offen, geradeaus und entscheidungsfreudig, wie man es selten erlebt. Da machten Dialog und Arbeit einfach Spaß“.
Wer den Stil und die zauberhafte Schlichtheit der alten Backstein-Kaffeemühlen liebt, wird hier sofort einziehen wollen.
www.holstbecker.de
Fotos: Klaus Frahm
Triumph der leisen Töne
ARCHITEKT Holst Becker Architekten, Hamburg
LAGE Hamburg
BAUZEIT 1928/2014
WOHNFLÄCHE GESAMT 228,19 qm
STATIKER BRK Ingenieure, Kaltenkirchen
INGENIEUR Dirk Nissen, Hamburg
ROHBAU Karl-Heinz Hoppe GmbH, Bleckede
FLIESEN dasfeinebad, Hamburg
TISCHLER/FENSTER Bautischlerei J. C. Möller, Hamburg
MALER K & K Hollenbach Malerwerkstätten, Hamburg
BODENBELAG Hollenbach Concept Böden, Hamburg
HEIZUNG Zempel GmbH, Hamburg
SANITÄR dasfeinebad, Hamburg
ELEKTRONIK Martin Lemke, Hamburg
EINBLASDÄMMUNG Prodämm, Visselhövede