01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Helle Freude

„Wo echte Konstruktion auf echte Inhalte trifft, entstehen echte Werke“, so Ludwig Mies van der Rohe. Der Kölner Architekt Bernd Oxen schaffte mit seinem neuesten Projekt ein echtes Juwel im Grünen – äußerst radikal, extrem pur.

Es waren nicht die besten Voraussetzungen für den Entwurf dieses Neubaus. Erschließung, Zuschnitt – das dreieckige Grundstück im Hinterland des Bergischen war ausgesprochen schwierig zu planen. Und der Eigentümer, der bislang ein dreistöckiges Einfamilienhaus bewohnte, wollte nur noch ebenerdig und äußerst puristisch leben. Radikaler Minimalismus war angesagt, sowohl in der Gestaltung von außen und innen als auch bei den Dingen, die man für den Alltag benötigt. 

„Durch diese Vorgaben und das leicht abfallende Grundstück entstand die Grundidee für den Bau. Sie basiert auf dem Chicagoer Farnsworth House von Mies van der Rohe. Nicht in der extremen Entmaterialisierung, die bei den hiesigen Auflagen auch nicht umsetzbar wäre. Sondern als leicht schwebender Bau mit äußerster Klarheit“, so Bernd Oxen.
Das scheinbar schwebende Haus selbst ist auf die notwendigen Funktionen – Kochen, Essen, Wohnen, Schlafen – reduziert. Aber auch in Materialität und Farbe, so ist das Interior überwiegend in Weiß gehalten. Einzig der Holzfußboden, der in Küche und Bad durchgängig verlegt ist, schafft spürbare Behaglichkeit.

Minimalismus auf die Spitze getrieben

Alle Räumlichkeiten fließen ineinander über. Über den Vorflur mit Garderobe gelangt man durch eine in die Wand integrierte, deckenhohe Schiebetür in einen großen Raum, der nahtlos Koch-, Ess- und Wohnbereich miteinander verbindet. Selbst in der Küche verschwinden alle Gerätschaften unsichtbar hinter Türen, sodass nur Wasserhahn, Spüle und Kochfeld den Ort der Essenszubereitung erahnen lassen. Eine elf Meter lange Schrankwand verstaut unsichtbar die Dinge, die man im Alltäglichen benötigt, da auf den Kellerraum verzichtet wurde.

Große bodentiefe, mit Tigerlack beschichtete Glasschiebeelemente zur Gartenseite öffnen den Blick in das ebenfalls minimal gestaltete Grün am Waldrand. Im Sommer wird der große Raum um die vor Einblicken geschützte, überdachte Terrasse vergrößert.

Vom Eingang her ermöglicht eine Flucht den Blick durch ein Fenster direkt in den Garten, der sich wie ein Landschaftsgemälde am Ende des Ganges auftut. Dort befinden sich der Elternschlaf- und Badbereich, der etwas intimer gestaltet wurde. Türen ohne Zargen, flächenbündig gehaltene Schränke und Duschtasse, bodentiefe Übereckverglasungen – nichts lenkt den Blick von der beruhigenden Klarheit des Raumes ab. Im Bad wurde auf Fliesen ­verzichtet und bodentiefe Fenster in beiden Räumen nehmen die Sicht ins Grüne wieder auf.

Dem klassischen Bungalow sieht man seine hochmoderne Technik nicht an. Alle Lebensbereiche weisen durch kluge Raumverteilungen und vorragende Anbauten (Garage, Hauswirtschaftsraum, Kinderzimmer und Arbeitsraum, die bei Bedarf aufgestockt werden können) trotz der Nähe zum Nachbarn eine große Privatsphäre auf. Ein schwebendes Anwesen im Grünen, wo alle Alltagssorgen sich in Luft aufzulösen und in helle Freude zu verwandeln scheinen. Ein echtes Kunstwerk eben.

Radikaler Minimalismus 

ARCHITEKT oxen architekten, Köln
FENSTER Budo – Metallbau, Warburg
PUTZ Domenico Luisi, Lohmar
DACHDECKER FCH Bedachung, Köln
ELEKTROARBEITEN Helmut Wermelskirchen, Overath
ERD-/ROHBAUARBEITEN Hans Hartenfels, Rösrath
ESTRICH EXAKTA, Leverkusen
GARAGENTOR INOVATOR, Langenfeld
HEIZUNG/SANITÄR Roth, Bergisch Gladbach
MALER Malerwerkstätte Block, Rösrath
PARKETT/TERRASSE Parketterie Stegemann, Rösrath
SCHREINERARBEITEN Werner Kuhl Tischlerei, Reifferscheid