01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

haus im hof

Eine idyllische Oase inmitten der Metropole – der Kölner Architekt Markus Ewen realisierte einen hellen Flachdach-Neubau in Köln-Sülz, der den Charme seiner Hinterhof-Atmosphäre besonders in Szene setzt.

Ursprünglich wollten die Bauherren das Werkstattgebäude im Hof zum Loft umbauen. Doch die Prüfung der Bausubstanz führte schnell zu einer neuen Entscheidung: man baut neu. Der schmale Grundstückszuschnitt des Hofes sollte in der Fläche eigentlich durch eine dreiseitige Grenzbebauung ausgenutzt werden. Doch die notwen­digen baurechtlichen Anfragen der betroffenen Angrenzer führten zu folgenden Planungsgrundlagen: Im Norden bestand eine Anbauverpflichtung an das bereits grenzständig errichtete Nachbargebäude. Im Osten wurde einer in der Höhe reduzierten Grenzbebauung zugestimmt und im Westen musste der gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand von 3 m eingehalten werden. „Durch das verbliebene kleine Baufenster ließ sich das Raumprogramm nur noch auf zwei Etagen unterbringen“, erklärt Markus Ewen. Und im Erdgeschoss konnten Fensterflächen nur an zwei der vier Gebäudeseiten angeordnet werden.

Allen Befürchtungen zum Trotz: Dem Architekten ist es gelungen, alle Räumlichkeiten natürlich zu erhellen. „Um die maximale Lichtausbeute zu erhalten, planten wir einen Baukörper, dessen Funktionsbereiche sich um einen zentral gelegenen Treppenlauf gruppieren.“ Über die offene Galerie lenkt ein großes Oberlicht im Dach das Sonnenlicht bis ins Erdgeschoss. Die anderen Fenster wurden tageslichtorientiert angeordnet. Die Kubatur des Hauses ermöglicht es, allen Räumen und Raumteilen im Gebäude Fensterflächen zuzuordnen. Ein Unterschnitt des Baukörpers im Erdgeschoss bildet das Vordach des Haus-Entrees. Der Rücksprung des Baukörpers im Obergeschoss schafft Platz für eine Terrasse. Der in der Nordost-Ecke des Erdgeschosses verbliebene fensterlose Raum wurde mit einer Höhe von 5,60 m als „Turmzimmer“ ausgebildet und konnte über ein großformatiges Fenster zur Terrasse im ersten Obergeschoss belichtet werden.

Durch die Anordnung raumhoher Verglasungen im Erdgeschoss konnte die Belichtung aller Raumzonen des offenen Raumkonzepts optimiert werden. Die reduzierte Material- und Farbwahl im Gebäudeinnern verhilft den Räumen, ihre volle Wirkung zu entfalten: Das Weiß der Wände reflektiert nicht nur kostbares Tageslicht, es setzt das geölte Eichenparkett besonders schön in Szene. Gezielt angeordnete Einschnitte und Öffnungen in den Wänden und Decken des ­Hauses schaffen räumliche Großzügigkeit und interessante Sicht- und Raumbeziehungen, die von der Eichentreppe kontrastiert werden.
Jeder Zentimeter des Hinterhofes wurde für den spannenden Neubau genutzt. Die übrige Fläche vor der urbanen Szenerie konnte als Terrassen-, Frei- und Pflanzfläche genutzt werden, die von der Landschaftsarchitektin Brigitte Röde zum Idyll geschaffen wurde. Genau in dieser Kulisse zeigt das „Haus im Hof“ das Potential, das der Strukturwandel städtischer Hinterhöfe bietet. Entstanden ist ein Unikat, das seinen Charme aus seinem Standort ­entwickelt hat.

Tageslicht durch und durch

BÜRO Ewen + Jung
ARCHITEKT Markus Ewen
FOTOS www.marcwinkel.de
TRAGWERKSPLANUNG Ingenieurbüro für Bauwesen Robert Drenker, Köln
ELEKTROPLANUNG Elan Beleuchtungs- und Elektroanlagen, Köln
GARTENPLANUNG Brigitte Röde