01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

haus für zwei


Durch eine kluge Konzeption entwarf das Kölner Architektenteam von Markus Ewen im Nordwesten Kölns ein Haus für Zwei: Außen ein geschlossener Kubus, innen ein offenes Raumkonzept.

Bevor der ursprüngliche Eigentümer sich entschloss, das etwa 1.400 m² große Grundstück zu teilen und als separate Baugrundstücke zu verkaufen, stand hier ein 50er-Jahre Bungalow, den er abreißen ließ. Städtebaulich gesehen ein gutes Beispiel räumlicher Nachverdichtung, um zwei Interessenten den Wunsch eines freistehenden Einfamilienhauses zu ermöglichen. Der Bauherr wünschte sich neben einer kostenbewussten Realisierung den Erhalt der vorhandenen Vegetation, die sich entlang der gesamten südöstlichen und südwestlichen Grundstücksgrenze farbenprächtig ausbreitet. Hierfür verzichtete er auf eine Garage zugunsten eines offenen Stellplatzes vor dem Gebäude.

Das Gebäude wurde in offener Bauweise errichtet, die wesentlichen Bestandteile des Gartens konnten während der Bauphase gesichert und unbeschadet erhalten werden. Durch eine konsequente Reduzierung des persönlichen Raumbedarfs wurde das Bauvolumen mit Hilfe des offenen Raumkonzepts reduziert. Der Bestandskeller des ehemaligen Bungalows blieb erhalten, um eine kostenintensive Unterkellerung zu vermeiden. Über eine neue Innentreppe überbrückt das neue Gebäude mittels Flächengründung den Bestandskeller als statisch eigenständigen Baukörper. Küche, Gäste-WC und ein Teil des Badezimmers richten sich zur Straßenseite hin aus und liegen aufgrund der Überbauung des ­Bestandskellers etwa 70 cm über dem Straßenniveau. Zum Garten hin liegt das Fußbodenniveau des Ess- und Wohnbereiches sowie Schlafzimmer und Teile des Badezimmers um zwei Steigungen tiefer. ­Optisch wird in Querachse des Gebäudes der offene Eingangs- und Küchenbereich vom Wohnbereich „getrennt“. Im Bad wird die von den Stufen flankierte, im Gebäudeversatz angeordnete Wanne zum zentralen Gestaltungselement. Der Baukörper selbst besteht aus zwei zueinander versetzten Rechtecken, die durch die mittig in Längsachse verlaufende Kellertreppe den Eingangs-, Küchen- und Wohnbereich von den privaten Räumen wie Schlaf- und Badezimmer trennen.

Zur Straße eher als geschlossener Kubus wahrnehmbar, weist das Gebäude im Inneren bereits beim Betreten ein gänzlich offenes Raumkonzept auf. Das gesamte Haus verfügt über lediglich drei Raumtüren: Keller, Gäste-WC, Flur zum Bad. Die übrigen Zimmer stehen in offener Verbindung miteinander, ohne jedoch Eigenständigkeit einzubüßen. Dies gelingt durch die Grundrissteilung und die Positionierung der Wandöffnungen, die stets nur Teileinblicke in die anschließenden Räume gewähren. Die komplette Raumabfolge erschließt sich erst im Rundgang durch das Gebäude. Elementarer Bestandteil des Gebäudekonzeptes sind flächenbündige, raumhohe Einbaumöbel. In den hierfür vorbereiteten Nischen bieten sie aus­reichend Stauraum und fügen sich aufgrund ihrer ­Farbgebung in die Wandflächen und somit in die Gesamtkubatur ein. Auf diese Weise konnte auf zusätzliches Staumobiliar verzichtet werden.

Das offene Raumkonzept besticht innerhalb der einfachen Gebäudegeome­trie durch eine effiziente Flächenausbeute, in der Verkehrsflächen nahezu in Gänze vermieden wurden. Das schwebende Bett und die teilweise perforierten, hinterleuchteten Schranktüren ergänzen in Verbindung mit den halbtransparenten Schiebetüren im Badezimmer das individuelle Raum- und Gestaltungskonzept. Licht- und Sichtbeziehungen werden über raumhohe Verglasungen zum Garten sowie durch gezielt angeordnete Fenster in Küche, Esszimmer, Dusch- und Badbereich geschaffen. Unterstützt wird das offene Raumkonzept durch einen ­flächendeckenden, auch in Küche und Bad verlegten Massivholz-Dielenboden. ­Lediglich die Nassbereiche von Dusche, Sauna und WC des Badezimmers verfügen über einen farblich angepassten, fugenlos eingebrachten mineralischen Boden und Wandbeschichtung. Das Architekten-Team von Markus Ewen zeigt mit diesem Haus, wie viel weniger mehr sein kann.

www.architekt-ewen.de

Individuelles
Gestaltungskonzept

ARCHITEKT   Ewen Architektur Innenarchitektur, Köln
LAGE  Leverkusen-Opladen
BAUJAHR   2016
FLÄCHE  BGF 170m², NRF 131m², NUF 122m²
MITARBEIT  Nicole Ewen-Georg, Alexandra Sarapenia
STATIK  Büro für Bauwesen Robert Drenker, Köln
HAUSTECHNIK  PlanTeG – Ingenieurbüro TGA Ralf Becker, Köln
WÄRMESCHUTZ  Löw und Partner, Leverkusen
BODENGUTACHTEN  Prof. Dr. Ing. Dieler + Partner, Aachen
VERMESSER Vermessungsbüro Mathow & Ernst, Leverkusen
GARTEN- UND LANDSCHAFTSPLANUNG   GPA Leverkusen, Thomas Rinke