01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Feine Gesellschaft

Mit Perfektion im Detail schaffen die Architekten Johannes Götz und Guido Lohmann gekonnt aus zwei alten Doppelhaushälften etwas völlig Neues: Elegante Großzügigkeit mit einer sinnlichen intensiven Atmosphäre.

In der Bahnstraße im Kölner Stadtteil Weiden finden sich überwiegend Doppelhäuser der Jahrhundertwende. Im Jahr 1996 hatten die Bauherren die rechte Doppelhaushälfte, unter Denkmalschutz gut erhalten, erworben und bewohnten sie meist am Wochenende. Am Ende ihres Berufslebens legten sie ihren Lebensmittelpunkt ganz in die Domstadt und erwarben auch die andere Hälfte, um beide zu einem großzügigen Wohnhaus zu vereinen.

Die „neue“ linke Doppelhaushälfte war in den 60er Jahren entstuckt und unsensibel umgebaut worden. Völlig heruntergekommen und seit mehreren Jahren unbewohnt, hatte sie sich zum Schandfleck der Straße entwickelt. Die Wünsche der Bauherren waren unter der Wahrung vielfältiger behördlicher Auflagen zu erfüllen. Das Denkmalrecht forderte den vollständigen Erhalt des rechten Vorderhauses und dessen Vorgartens und dass der Bau zur Straßenseite weiterhin als Doppelhaus in Erscheinung tritt. Das Baurecht forderte eine weitestgehende Übereinstimmung des neuen Baukörpers mit dem Bestand und den Erhalt der Außenmauern sofern der bestehende, für die Straße typische Grenzabstand, erhalten werden sollte. In diesem Fall gebot schließlich der vorbeugende Brandschutz, alle Fensteröffnungen im Giebel zum linken Nachbarn hin zu schließen. Die Größe des neuen Hauses legte für die linke Haushälfte einen anderen, größeren Maßstab nahe. Um dem gerecht zu werden, wurde sie bis auf die Außenmauern abgebrochen. Anstelle der zwei Decken wurde nur eine auf mittlerer Höhe eingezogen, die nun im Erdgeschoss eine Höhe von 4,50 Meter ergibt. Durch den halbgeschossigen Versatz sind die Etagenhälften abgeschlossen.

Das Erdgeschoss ist die Belétage des Hauses. Ein neuer, repräsentativer Eingang in der Mittelachse des linken Erkers entstand. Die behördliche Vorgabe, den Giebel geschlossen zu halten, ließ für die Eingangshalle nur eine Belichtung von vorne über die Eingangstür zu. Die damit zwangsläufig einhergehende Einsehbarkeit wird schrittweise durch eine vorgelagerte Loggia, die zugleich als Wetterschutz dient und eine schmale, niedrige Raumschicht im Rücken der Diele gebrochen. Über diese betritt man das Wohnzimmer. Hier führt die Vorgabe des geschlossenen Giebels zu einer Belichtung über ein Glasband in der Decke. Es wird durch ein schmales Fenster in der Rückwand und eine Öffnung in der einstigen Haustrennwand ergänzt, die den Raum in Kontakt zum Außenraum und zum alten Treppenhaus setzen. Zwar behält er einen geschlossenen Charakter, überspielt aber so die Enge zum Nachbarn.

Auf seiner Rückseite erweitert sich das Wohnzimmer in eine Nische mit offenem Kamin. Sie führt in die hinteren Räume des Altbaus und ermöglicht den Anschluss der Wohnküche über deren gesamte Breite durch zwei große Öffnungen. Der Boden verspringt um zwei Stufen nach unten auf das Niveau des Gartens. Vermittelt durch eine gross­zügige Loggia öffnet sich die Küche auf ­ganzer Breite zum Freiraum hin. Die ­linke Seitenwand der Küche hat eine große, bodentiefe, verglaste Öffnung, an die sich ein Wasserbassin anschließt. Es reflektiert das Sonnenlicht in die Küche und lässt sie heller und größer wirken.

Die oberen Etagen des Gebäudes erreicht man unverändert über die alte Treppe. Im Obergeschoss des alten Hauses liegen Ankleide, Bad und Schlafzimmer. Auf der anderen Seite des Podestes ist der Zugang zur Gästeetage, in die man über eine kurze Treppe gelangt. Die alte Treppe führt weiter ins Dachgeschoss, wo sich das Arbeitszimmer findet. Die Schlafetage erweitert sich zur Gartenseite in eine große Dachterrasse. Damit findet die Großzügigkeit und Geschlossenheit des Inneren Entsprechung in den Außenräumen. Sie bieten einen wohltuenden Gegenpol zur Enge und Öffentlichkeit des städtischen Umfeldes.

Die Architekten Johannes Götz und Guido Lohmann haben sich im Büro von
O. M. Ungers kennengelernt, wo sie Ende der 90er Jahre arbeiteten. 1998 machte sich Johannes Götz selbstständig und schafft seit 2002 gemeinsam mit Guido Lohmann einprägsame Gebäude, die mit feinfühliger Selbstverständlichkeit und sorgsamen geplanten Details für kom­plexe Qualität stehen. Ganz so wie das Doppelhaus in der Bahnstraße.

www.johannesgoetz.com

Zeitreise ins Hier und Jetzt

ARCHITEKTEN Johannes Goetz und Guido Lohmann, Köln
LAGE Köln, Weiden 
UMBAU 2014-2017
FLÄCHE  290 qm
ROHBAU Bauunternehmung Stephan Hahn, Sinzig
NATURSTEINARBEITEN AUßEN Denkmalpflege Schorn, Köln
FENSTER Friedrich Fensterbau, Dreis
HEIZUNG/SANITÄR Heitec Gmbh, Leverkusen
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AUßENANLAGEN Felix Schloeßer Garten- und Landschaftsbau, Widdersdorf