01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Doppelte Freude

Jensen Landschaftsarchitekten planen den Garten einer Doppelhaushälfte. Vier Jahre später erwirbt der Eigentümer das Nachbarhaus und betraut Jensen mit der Aufgabe, den Nachbargarten im gleichen Stil zu entwickeln – in abgewandelter Formensprache.

Klassisch rote Doppelhäuser in Backstein prägen die mit viel Grün durchzogenen Straßen. Zur damaligen Epoche und lange bis in die Nachkriegszeit hinein wurden die eigenen oder gepachteten Grundstücke hinter dem Haus überwiegend als Ertragsgarten zur Selbstversorgung genutzt. Selten fand sich hier der reine Ziergarten, wie wir ihn heute kennen und schätzen. Als sich nun für den langjährigen Eigentümer der einen Haushälfte die Gelegenheit bot den benachbarten Zwillingsteil zu übernehmen, erhielt er zwar ein geteiltes, aber alles in allem ganzes Haus. Und natürlich einen zweiten Garten. Dem Team von Jensen Landschaftsarchitekten kam die Aufgabe zuteil, die Nachbargärten für ein und denselben Auftraggeber gestalten zu dürfen – zeitlich um ein paar Jahre versetzt.

Der zuerst geplante Garten war für die westliche Haushälfte konzipiert, zum Zeitpunkt der Grundstückserweiterung war er bereits fertiggestellt. So entschied man sich, die über vier Jahre inzwischen schön gewachsene Bepflanzung entlang der ehemaligen Grenze zu belassen und den zweiten Gartenteil in einer eigenen, leicht abgewandelten Formensprache, aber im gleichen Stil zu entwickeln. Es sollte der Eindruck bleiben, dass es sich nach wie vor um zwei Gärten mit separaten Rasenflächen handelt. Hatte der zuerst angelegte Garten teilweise noch geometrisch geformte, klassische Rundungen und einen auf zwei Seiten offenen Teepavillon mit vorgelagertem Holzdeck, so erhält der „neue“ Teil etwas moderner anmutende Linien: Terrassenflächen in eckigen Plattenformaten und scharfkantig geschnittenen Fugen, eine Fünfer-Baumreihe entlang der Nachbargrenze sowie eckige Leuchten. Beide Gärten verbindet das Bekenntnis zu schönen Pflanzen, die sich über alle Jahreszeiten hindurch prächtig präsentieren.

Die Erschließung der tiefer liegenden Gartenflächen erfolgt vom Hochparterre aus über zwei schmiede- und gusseiserne Treppen nach historischem Vorbild, die durch ihre Transparenz leichter wirken als Holz- oder Steinkonstruktionen. In Verbindung mit den ebenfalls von Jensen geplanten Geländern an den Balkonen, den Handläufen sowie der Überdachung aus vorbewittertem Zink auf einer Holzkonstruktion an der Loggia entsteht ein harmonisches Gesamtbild.

Mehrstämmige Solitärsträucher wie Felsenbirne und Blumenhartriegel dürfen in einem solchen Garten nicht fehlen. Weitere Pflanzen-Highlights sind Rhododendron yakushimanum Schneekrone, die Tellerhortensien Hydrangea ­serrata Preziosa und Hydrangea macrophylla Zorro mit ihren schwarzen Stielen. Für wintergrüne Strukturen sorgen einzeln und in Gruppen platzierte Kugeln und niedrige Einfassungs-Hecken aus Ilex crenata.

Die fein abgestimmte Pflanzenverwendung schafft ganzjährig attraktive, jahreszeitlich abwechslungsreiche, aber dennoch verhältnismäßig pflegeleichte Gartenstimmungen, frei nach dem gärtnerischen ­Credo: „Die richtigen Pflanzen am richtigen Standort dürfen sich frei entwickeln“. So finden sich Kombinationen aus zart wachsender Rose Lupo mit dem kleinen Lampen­putzergras, Graublattfunkie mit Teppich-Storchschnabel, Riesenlauch mit Japanwaldgras sowie Katzenminze mit der Präriekerze und Allium Globemaster, ­Lavendel mit Allium atropurpureum und Schachbrettblume. Prachtvoll für den Spätsommer sind die Kombinationen aus Lavendel mit Silberkerzen, Sterndolden und Wollziest. Jensen Landschaftsarchitekten schufen einen Ort mit doppelter Freude.

www.jensen-landschaftsarchitekten.de

Alles bleibt anders

Sebastian Jensen, Jensen Landschaftsarchitekten, Hamburg