Architekt Uwe Bernd Friedemann entwickelte den Masterplan für eine historische Villa. Eine besondere Inszenierung mit konsequenter Reduktion auf das Wesentliche.
Die ersten Worte des Architekten, als ihm sein Tischnachbar in einem Kölner Café vom Kauf seines Hauses erzählte waren „Dachausbau – das machen andere!“. Ebenso groß wie das anfängliche Desinteresse an reinen Dachausbauten war jedoch seine Neugier an der gelassenen Art seines Gegenübers. Als Uwe Bernd Friedemann sich nach der unterhaltsamen Pause wieder ans Werk machte, ahnte er nicht, dass er sich kurze Zeit später zur Besichtigung des Hauses wiederfand. Denn sein Tischnachbar hatte eine komplette Neugestaltung vorgesehen, die schnell die Tür zum kreativen Schaffensdrang des Architekten öffnete. Dem Bauherrn gefielen die ersten Vorschläge und so entstand eine dreieinhalbjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit, die zur wunderbaren Wandlung des Refugiums führte.
Die historische Fassade des 1913 erbauten Hauses stand von Beginn an für die Neugestaltung nicht zur Debatte. Friedemann plante ein Tonnendach und wollte den Stadtkonservator mit aufwändigen Entwürfen überzeugen, doch diese wurden kompromisslos vom Tisch gefegt. Die Denkmalschutz-Auflagen sahen die Wiederherstellung des Mansarddaches vor, das nach dem Krieg durch ein Walmdach ersetzt worden war. Beim Thema Licht in den oberen Stockwerken stießen Architekt und Bauherr allerdings auf ein offenes Ohr. Das Ergebnis: Eine gartenseitig großflächige Öffnung des Dachs, um den darunter liegenden Raum ausreichend zu belichten.
Zur Straße hin erhielt die Villa damit ihre ursprüngliche Kubatur. Da die Innenräume keine historisch wertvolle Substanz boten, wurden sie bis auf die tragenden Wände entkernt. Zeitgemäße, optimal nutzbare Räume – das war der Wunsch des Eigentümers und der Architekt begegnete ihm mit Entwürfen konzeptionellen Veränderns und Entdeckens. Die Formen- und Detailsprache auf der Wohnfläche von 1.400 qm steht nun im extremen Kontrast zur historischen Hülle – mit dem Ziel der bewussten Inszenierung einzelner Funktionsbereiche. Für Zusammenkünfte bilden Küche, Lounge, Bar und Bibliothek eine Gemeinschaftsebene im Erdgeschoss.
Materialwahl und Oberflächen beschränken sich auf verputzte Wände, dunkelgrauen Naturstein und gelaugte, raumlange Douglasien-Holzdielen, die sich durch eine umlaufende Fuge von den Wänden absetzen. Küchen und Waschtische im gesamten Haus spiegeln die gestalterische Motivation des Architekten wider: Nichts bleibt dem Zufall überlassen.
Über den Neubau des massiven Treppenhauses gelangt man, wie durch eine Skulptur schreitend, in die privaten Wohnbereiche bis ins Dachgeschoss. Es entstand eine 300 Quadratmeter große Einraumwohnung ohne abgeschlossene Bereiche. Das architektonische Konzept tritt hier deutlich zum Vorschein: Reduktion auf das Wesentliche mit Mut zur Offenheit. Daneben trägt die auf eine Schicht reduzierte Konstruktion des Dachstuhls wesentlich zur Raumwirkung bei. Die Verknüpfung der Gegensätze zwischen Außen und Innen wurde neu interpretiert, indem die rekonstruierte Hülle und der auf die Geometrie reduzierte Dachraum in einer Ebene miteinander verschmelzen. Im Schlafbereich auf der Galerieebene, wird die thematische Ausrichtung noch verstärkt. In der geometrisch exakten Welt finden sich zwei spiegelbildlich angeordnete Badbereiche – komplett aus Glas.
Eine schmale Treppe vom Erdgeschoss führt in den Badebereich, der sich unterhalb des Gartens mit einer 25 Meter langen Schwimmbahn bis ans Ende des Grundstücks erstreckt. Am Ende dieses Tunnels lässt sich eine raumhohe Schiebetür aus Glas von 3x4 Metern per Knopfdruck zur Seite fahren. Von hier führt eine Treppe von dem versenkten Patio zurück in den Garten. Die Inszenierung von Purismus und räumlichem Kontrast, mit einem leichten Hang zur Perfektion, war dabei das erklärte Ziel.
Nach fast zwei Jahrzehnten kam es Anfang 2020 zu einer Fortsetzung. Das beim ersten Umbau 2001-2003 ausgesparte Zwischengeschoss konnte nun auch komplett neu gedacht werden. Die Bauherren wünschten sich ein neues, konsequentes Wohnkonzept mit der Reduktion auf das Wesentliche und großer Offenheit. Natürlich mit Respekt auf die historische Struktur wurde auch hier eine moderne Lösung herausgearbeitet.
Mit der gewachsenen Erfahrung wurde die zeitlose Reduktion sogar verstärkt. Dabei wurden die im feinen Grau verputzten Wände und matt lackierten Einbaumöbel und Türen im Farbton exakt aufeinander abgestimmt. Auch die raumlangen, gelaugten Douglasien-Holzdielen und die aus beigegrauem Naturstein gefertigten Elemente passen sich dezent ein, so dass für das Wesentliche der größte Raum zur Verfügung steht – nämlich die Menschen in dem Haus selbst.
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