01 23 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Das gewisse Etwas

Christian Bahl, einer der profiliertesten Gartengestalter im Raum Hamburg, zeigt seinen Garten, wo Firmensitz und Wohnort auf einem Grundstück sind – eine Inspiration mit Feuerstelle.

Immer wieder eine spannende Frage: Wie sehen die privaten Gärten von Gartengestaltern aus? Zumeist sicherlich nicht so, wie beim sprichwörtlichen Schuster die Schuhe – schon gar nicht, wenn der Garten nicht allein der privaten Erholung dient, sondern auch als Inspirationsquelle für Gartenbesitzer offensteht. So ist es bei Christian Bahl. Der Gartengestalter aus Kiebitzreihe bei ­Hamburg ist Mitglied der Gärtner von Eden und spezialisiert auf Planung, Anlage und Pflege individueller privater Gärten. Um seine Kunden nicht nur mit Plänen und Fotografien bereits realisierter Gärten zu inspirieren, unterhält er am Firmensitz, der gleichzeitig auch sein Wohnort ist, einen Schaugarten. Doch der ist nicht einfach eine Ausstellungsfläche für Gestaltungsideen. Schließlich will sich die Familie hier in ihrer Freizeit auch wohlfühlen. Und so sind die rund 1.800 Quadratmeter Schau- und Wohngarten, der besichtigt werden kann und eindrucksvoll zeigt wie abwechslungsreich und ­harmonisch professionelle Gartengestaltung sein kann.

Herzstück des Gartens ist ein großzügiger Schwimmteich. Seine zentrale Rolle übernimmt er nicht nur, weil er mitten im Garten liegt. Da er stilistisch den Ton angibt, ist er auch wie der gesamte Garten eine perfekte Mischung aus Pflanzenfülle und klarer Ästhetik. Stehen Schwimmteiche meist eher für Gartengestaltung mit organisch geschwungenen Linien, hat sich der Gartengestalter für eine rechtwinklige Variante dieses naturnahen Badegewässers entschieden. Gleichzeitig kommt durch die üppig bepflanzte Regenerationszone, die typisch für Schwimmteiche und verantwortlich für die Wasseraufbereitung ist, schon eine gehörige Pflanzenvielfalt in den Garten.

Diese Liebe zur Pflanze zieht sich als roter Faden durch den gesamten Garten. Bahl hat den Garten geschickt in einzelne, stilistisch durchaus unterschiedliche aber stets ein harmonisches Gesamtbild ergebende Gartenzimmer unterteilt. Letzteres ist wichtig, weil die einzelnen Gartenbereiche zwar jeder für sich wirken, sie aber durch Blickbeziehungen miteinander verbunden sind. So kann man je nach Standort gleich mehrere von ihnen einsehen.

Die Gartenzimmer gruppieren sich mehr oder weniger um den Schwimmteich, der mit dem umlaufenden Holzdeck der perfekte Ort für sonnige Stunden ist. Doch ist er bei weitem nicht der einzige Ort für geselliges Beisammensein. In diesem Garten gibt es Plätze für unterschiedlichste Gelegenheiten und Bedürfnisse. Geradezu meditativ geht es zum Beispiel am zweiten Gewässer des Gartens, einem Koiteich, zu. Hier kann man etwas abgesondert vom sonstigen Gartengeschehen in Ruhe am Ufer sitzen, die Fische beobachten und sich beim Blick auf die asiatisch inspirierte Bepflanzung entspannen.

Ganz im norddeutschen Hier und Jetzt ist hingegen ein anderer Gartenbereich verankert. Hier sorgen prächtige alte Rhododendren rund um eine Rasenfläche ebenso für nordische Töne wie ein zierlicher Holzpavillon mit Sprossenfenstern. Für kühlere Stunden hält der Freiraum gleich mehrere Optionen bereit. Außenküche, Loungeecke oder lieber Feuerstelle? Man hat die Qual der Wahl. In jedem Fall spielen Feuer und alles was dazugehört eine gewichtige Rolle. In der Außenküche mit ihren wetterfesten Fronten und dem Monolithgrill lodert in der Ecke offenes Feuer. Hier kann man ganz puristisch das Essen garen, oder einfach bei einem Küchenwein gemütlich zusammenstehen und sich wärmen lassen.

Etwas ursprünglicher als die perfekt ausgestattete Außenküche, aber nicht weniger stilsicher, ist der gemütliche Feuerplatz gestaltet. Sein Zentrum bildet ein Teppanyaki-Ring aus Cortenstahl, eine großformatige Feuerschale, die durch einen Edelstahlring ergänzt zum Grill wird. In ihr kommt alles zusammen, was ­einen Garten auch bei kühleren Temperaturen zu ­einem attraktiven Aufenthaltsort macht: Licht, Wärme und leckeres Essen.

Die Idee zu dem Feuerplatz hatte Christian Bahl als er seinen Garten 2008 komplett umgestaltete. Das Element Feuer sollte nah am Wasser einen prominenten Platz bekommen. Zum 50jährigen Firmenjubiläum 2016 hielt der Teppanyaki-Ring hier Einzug und ist seitdem mehr als nur ein Ort zum Feuermachen. Auch bei Tage zieht die großformatige Feuerschale mit ihren klaren Linien die Blicke auf sich und bereichert den Garten ähnlich einer Skulptur. Sie steht auf einer gekiesten Fläche, umgeben von niedrigen Hecken und größeren Gehölzen. Der Kies sorgt einerseits für Sicherheit, andererseits passt er stilistisch ebenso gut zum eher naturnahen Charakter des Schwimmteichs wie zum meditativen Japan-Gartenzimmer. Gleichzeitig ist die Feuerschale Bestandteil des Lichtkonzepts des Gartens. Wenn in ihr abends die Holzscheite lodern, tanzen die Schatten der Flammen in den Kronen der Bäume und sorgen für ganz besondere Lichteffekte. Das hat eine wunderbare Fernwirkung, lässt sich aber auch herrlich aus nächster Nähe genießen, denn rund um die Feuerschale platzierte Christian Bahl Bänke aus Naturstein und hölzerne Sitzquader – alles etwas rau in der Anmutung, aber im Zusammenspiel mit der Feuerschale und einigen charakterstarken Pflanzgefäßen der belgischen Manufaktur Atelier Vierkant die perfekte Ausstattung für diesen Platz im Grünen.

www.bahl-gaerten.de | www.gaertner-von-eden.com

Die perfekte Mischung: klare Ästhetik und Pflanzenfülle

PLANUNG Christian Bahl, Kiebitzreihe
AUSFÜHRUNG Bahl Gärtner von Eden, Kiebitzreihe
SCHWIMMTEICH Swimming Pond, Biotop
PFLANZGEFÄSSE  Atelier Vierkant, Oostende – Belgien