01 22 Magazin für Architektur, Garten und Lebensart

Bühne frei!

Ursprünglich war die 620 qm Villa als Einfamilienhaus konzipiert, wurde aber bereits ­während des Baus in drei Wohneinheiten aufgeteilt. 2012 erhielt die Schöne einen neuen Eigentümer, der sie als Einheit zurückerobern wollte – mit Hilfe von Innenarchitekt Gerald Hennings.

Als Person des öffentlichen Lebens wünschte sich der Bauherr viel Platz für Veranstaltungen und Gäste. Gleichzeitig sollte das Haus für alle fünf Familienmitglieder als Rückzugsort dienen. Zur Eingangsseite gibt sich die Villa geschlossen. Fast sakral. Eine antike Madonna, die am zentralsten Punkt des Hauses einen prädestinierten Platz einnimmt, empfängt Bewohner und Besucher direkt an der Pforte und trennt gleichzeitig zwei Bereiche voneinander. Nach rechts und links öffnet sich die Zugeknöpfte mit großen Fensterfronten ins Grün. Rechter Hand finden sich Garderobe, WC, Büros, Musik- sowie Kaminzimmer, dem sich ein großer offener Wohnraum anschließt. Den Kaminbereich stellten sich die Bauherren im Berghüttencharakter vor. Gerald Hennings übersetzte den Wunsch selbstredend passend zum Rest: Auf einer schwarzen Grundplatte ließ er Baumscheiben unterschiedlicher Größe befestigen und schaffte so eine große Holzwand, die alpine Gemütlichkeit vermittelt. Um die dreiseitig geöffnete Feuerstelle verläuft eine Platte, die als Sitzbank für alle dient. An der geschlossenen Rückseite sind die Holzscheite in einem Schwarzstahl-Regal verstaut.

Vom Eingang links ab finden sich Gästezimmer mit Bad, Treppenaufgang, Fernsehraum, Bar und großer Essbereich mit einem weiteren Kamin. Auch er ist dreiseitig geöffnet, wirft per Knopfdruck mit Gas die Flamme aus und trennt Essbereich mit einer um drei Stufen erhabenen und mit Holz ausgestatteten Bibliothek. Durch diese Erhöhung sitzt man am Esstisch mit dem Feuer auf Augenhöhe. Sämtliche, zum Garten hin ausgerichteten Räume haben keine trennenden Wände und Türen und fließen so ineinander – genug Platz also für viele Gäste und rauschende Feste. Durch Erhöhungen und unterschiedliche Materialien entstehen ganz intime Bereiche mit eigenem Charakter, in die man sich zurückziehen kann – ohne sich bei der offenen Bauweise verloren zu fühlen. Hinter dem Esstisch folgen Vorbereitungsküche und Herzstück des Hauses – die Showküche. „Das Besondere bei unserer Arbeit hier ist, dass wir mit wenigen Materialien gearbeitet haben. Wir haben uns auf gebleichte Eiche, anthrazitfarbenes Linoleum und warmgraues Pandomo, einer speziellen Spachteltechnik, konzentriert – und diese in unterschiedlichen Gewichtungen im ganzen Haus mit weißen Decken und Wänden sowie schlichten Einbauten kombiniert. Man kann sie nicht direkt als Schränke erkennen, sie sehen eher wie eine Wandverkleidung aus“, erklärt Gerald Hennings. „Für unsere Arbeit nutzen wir natürlich nur Echtes. Im Leben würde ich keine Fake-Materie einsetzten“, lacht der Innenarchitekt. „Uns geht es darum, einen neutralen Rahmen und eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Wir schaffen immer Raumachsen, wenn nicht vorhanden. Oder wir betonen sie, weil sie einfach Ruhe bringen. Dieser Rahmen lässt auch Platz dafür, was die Eigentümer selbst miteinbringen. So können eigene Bilder, Bücher und Kissen immer noch gut wirken.“ Im Obergeschoss befinden sich Spiel- und Fernsehbereich für die drei Kids sowie jeweils ein zweigeschossiges Zimmer mit Zugang zur Dachterrasse. Auch die Eltern haben hier ihr zweigeschossiges Zimmer mit angrenzender Sauna und Badezimmer. Von hier aus gelangt man in die Ankleide und den Yogaraum. Bequeme Polstermöbel, bodenlange weiße Leinenvorhänge in Kombi mit schwarzen Holzjalousien lassen das Interior lässig und leicht erscheinen und schaffen eine sehr gemütliche Atmosphäre für alle. Für große und kleine Mitbewohner. Und natürlich für die Gäste.


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Stilvoll auf allen ebenen