Wettbewerbe sind ein gutes Mittel, um die Qualität der Baukunst zu steigern. Dies dachte sich auch eine Bonner Bauherrenschaft und gab ihre Wohnhauserweiterung für einen Architektenkontest frei.
Die Aufgabe: Eine Erweiterung des Wohnhauses um einen Küchen- und Esszimmerbereich. Drei Architekturbüros entwickelten einen Vorentwurf und Mertens Architekten aus Bad Neuenahr erhielten den Zuschlag zur Ausführung. Die Idee: Küche und Esszimmer wurden „ausgelagert“, um dem Bestandsgebäude mehr Großzügigkeit zu verleihen. Und das herrliche Grundstück am Hang eröffnete die Möglichkeit, Kochen und Essen in einem Glashaus unterzubringen – der alte Baumbestand rundherum begünstigte diese Entscheidung. Geborgenheit des Altbaus vs. Freiheit des Anbaus. Der Entwurf der Architekten spielt mit diesen gegensätzlichen Polen. Ein schmaler Baukörper – etwa 4 × 12 m, komplett verglast – wurde dem Altbau angefügt. Getrennt durch eine kleine Fuge, bildet das neue Glashaus nun mit dem Wohnhaus einen Winkel, der die nach Südwesten gelegene Gartenterrasse vor dem Wohnraum umschließt.
Die Auftraggeber haben eine Vorliebe für elegantes, zurückhaltendes Interieur und das zeigt sich im ganzen Haus. Weiß-Beige in allen Variationen sind die Farben der Wahl und verleihen edlen Charakter: Eichenholzparkett im Altbau und Anbau, beige Bodenfliesen in Diele und Küche, Jura-Naturstein im Gäste-WC und in den Bädern. Das Mobiliar, einschließlich der weißen Bulthaup-Küche, setzt diese Entscheidung fort: weiße maßgefertigte Schreinermöbel für Ankleide im Obergeschoss und im Kinderzimmer im Dachgeschoss, karamellfarbene Corbusier-Sessel für Diele und Wohnraum, beigefarbene Stühle von Poltrona Frau für den Esstisch aus Glas. Neben der Prämisse, eindeutige Entwurfsentscheidungen zu haben, gilt ebenso die Umgangsweise, diese aufzubrechen. Ein Beispiel dafür ist die Küche. Hier wurde der Glasfassade ein weißes Schreinermöbel einverleibt, das zu schweben scheint. Zusätzlich wurde der vielgepriesene Stauraum in der Küche für eine kleine Sitzmöglichkeit im Erker aufgebrochen: Heraus kam ein beliebtes Plätzchen beim gemeinsamen Kochen mit der Familie oder mit Freunden. Ein quadratisches Fenster an der Stelle gibt den Ausblick auf die zusätzliche Terrasse frei, die im Abendlicht gerne zum Grillen genutzt wird.
Für das schnelle Frühstück am Morgen wurde der freistehende Küchentresen verlängert. Hier trifft man sich an Hochstühlen, die mit beigefarbenem Leder bezogen sind. Am Abend und am Wochenende ist der Glastisch im Esszimmer der bevorzugte Essplatz der Familie. Dort kommt man rundum in den Genuss des herrlichen Grundstücks, denn die verglaste Fassade umschließt von drei Seiten den Esstisch, auf dessen Glasplatte sich das Grün von draußen spiegelt.
Der Qualität des Bestandsgebäudes wurde auch dadurch gewürdigt, dass die Eingriffe minimiert wurden. Durch das Entfallen von Küche und Essplatz im Erdgeschoss wurde der Wohnraum vergrößert – nun hat hier auch ein Flügel Platz. Im Obergeschoss fand der Wunsch, neben Wannenbad auch ein Gästeduschbad zu haben, Erfüllung. Das zuvor ungenutzte Dachgeschoss bietet heute Raum für ein großzügiges Kinder-Apartment, dessen Highlight die mittig angeordnete Loggia mit Blick über das schöne Ländchen ist. Die Erweiterung des Wohnraumes führte auch eine Steigerung der Lebensqualität mit sich. Und zwar für alle.
Fotos: Dominik Ketz
eleganz und ein edler charakter
BÜRO Architekten Mertens, Bad Neuenahr
ARCHITEKT BDA Dipl.-Ing. Hans Jürgen Mertens
Dipl.-Ing. Christian Seibert
LAGE Bonn
ROHBAU/
ERDARBEITEN Weyer, Meckenheim
AUßENANLAGEN GALABAU Galabau Mühlens, Bornheim
ZIMMERMANN Hanisch, Bad Neuenahr-Ahrweiler
DACHDECKER Krechel Bedachungen, Bonn
ALUFENSTER/
SONNENSCHUTZ Dernbach, Mendig
ESTRICH Schmitz, Erftstadt
FLIESEN Gehrmann, Euskirchen
SCHREINER Nelles, Bad Neuenahr-Ahrweiler
KÜCHE Bulthaup Modelsee, Bonn