Nailis Architekten aus Berlin entwickelten gemeinsam mit ihren Bauherren in Köln ein edles Einzelstück, das mit untrüglichem Charme aus der Reihe tanzt. Eine Hommage an die Schönheit der 30er-Jahre.
Als die Bauherren Nailis Architekten in die Planung ihres Neubaus einbezogen, wohnten sie in einem Reihenendhaus der 30er-Jahre. Der Charme von Haus und Siedlung gefiel ihnen so sehr, dass sie sich für ihr neues Heim einen ähnlichen Charakter wünschten. Und da Nailis Architekten die Architektursprache dieser Zeit sehr zu schätzen wissen, widmeten sie sich gern dieser Aufgabe. „Wir haben ein Haus zusammen erträumt und entwickelt, das definierte Räume, offene Bereiche und scheinbar zufällig entstandene Restflächen so miteinander verbindet, dass ein abwechslungsreiches Wohnkonglomerat entstanden ist“, erklärt Cornelius Nailis.
Die Nachbargrundstücke der näheren Umgebung in der Waldsiedlung von Junkersdorf haben alle eine vergleichbare Größe und wurden in der Regel mit Doppelhäusern bebaut. Helltonig geputzte Fassade und Staffelgeschoss waren städtebauliche Vorgaben, die die Berliner Architekten mit den Bauherrenwünschen in Einklang bringen sollten. An einem Berliner Objekt des britischen Architekten David Chipperfield fanden sie eine alte skandinavische Handwerkskunst, aus der die Fassade der Wahl entstand. Sie ließen die Klinker mit hellem Putz schlämmen und fanden so einen Weg, das Haus anders erscheinen zu lassen, als weiß gestrichene und verputzte Neubaukuben. Die Art des Schlämmputzes unterstreicht authentisch den Look der 30er-Jahre und erweckt neben der Architektur den Eindruck, als wäre das Haus schon sehr viel länger an diesem Ort als die Nachbarbauten. Mit einer versetzten Straßenfassade entgegneten die Architekten der Eintönigkeit, die durch das städtebaulich geforderte Staffelgeschoss entstanden wäre. Gleichzeitig brachten sie auf diese Weise die unterschiedlichen Fluchten der Nachbargebäude miteinander harmonisch in Einklang.
Neben Authentizität und Hochwertigkeit der Materialien legten die Bauherren auch besonderen Wert auf Regionalität. So wählten sie in Kombination zum Schlämmputz für Einfahrt und Haussockel einen regionalen Naturstein aus einem Lindlarer Steinbruch. Das in Segmentbögen verlegte Grauwacke Pflaster unterstreicht den Charakter der guten alten Zeit. „Auf diese Weise haben wir einen Neubau entwickelt, der sich in seiner Erscheinung zurückhält und sich als altes Haus tarnt.
Es drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern es wartet darauf, mit all seinen Eigenheiten entdeckt und gemocht zu werden“,
so Architekt Nailis.
Auch im Inneren bevorzugten die Bauherren eher Kleinteiligkeit. Manche Räume lassen sich durch Schiebetüren verbinden und kommen so einer Großzügigkeit nach, wenn man sie denn möchte. Doch grundsätzlich wurde der Wunsch nach Ecken und Nischen erfüllt. So zum Beispiel zwischen Kamin und Gartenfassade, die mit einer Bank versehen wurden, auf der man sich den Rücken wärmen kann. Alle Einbaumöbel wurden von den Architekten selbst entworfen und von einer Tischlerei aus der Region gebaut. Sie drängen sich nicht in den Vordergrund, machen kein Theater, sondern funktionieren gut und bieten maßgeschneiderte Nutzflächen. In perfekter Maßarbeit wurden die Möbel von der Schreinerei unlackiert eingebaut und vor Ort vom Maler angestrichen. „Das ist eher ungewöhnlich, hat aber den Vorteil, dass man selbst mit dem Pinsel drüber gehen kann, wenn eine kleine Macke entstanden ist. Und die Korrektur fällt einem nicht derart ins Auge, wie auf einer hochglanzlackierten Fläche“, erklärt Cornelius Nailis. Wenn man das Haus betritt, gelangt man in einen Eingangsbereich, der wie eine Halle wirkt.
Seine Großzügigkeit erhält er durch diagonale Durchblicke über das Wohnzimmer hinaus in den Garten. Auch in dem offenen Wohnbereich mit Kamin werden die diagonalen Aussichten ins Esszimmer fortgeführt. Von hier aus geht es in die Küche. Die andere Seite des Wohnraums wird durch ein Fernseh- und Arbeitszimmer mit direktem Zugang zum Garten begrenzt.
Über eine Freitreppe, die dem zweigeschossigen Essbereich zugeordnet ist, erreicht man schnell die Spielempore, die wiederum über eine breite Schiebetür mit einem Fernsehzimmer für die Kinder verbunden ist. Kinderzimmer und Kinderbad liegen ebenfalls in dieser Etage. Gemeinsam mit der Familie wurden sie geplant und farblich gestaltet. Das Farbkonzept hierfür wurde in Zusammenarbeit mit Friedericke Tebbe entwickelt. Vom Obergeschoss führt eine Treppe in das Dachgeschoss, wo sich der Elternbereich mit einem weiteren Arbeitszimmer, Elternschlafzimmer und großzügigem Bad findet, dass mit einer Glasfront zur Dachterrasse und zum Garten hin orientiert ist.
Das Haus ist auf Veränderung geplant. Einige Trennwände wurden so konzipiert, dass sie problemlos entfernt werden können. Bereits jetzt haben erste Veränderungen des Grundrisses stattgefunden. Auf diese Weise kann den Bedürfnissen der wachsenden Kinder und damit einhergehenden Veränderungen in den alltäglichen Abläufen entsprochen werden. „Die Bauherren können das Haus kontinuierlich weiterentwickeln, ganz wie sie es sich wünschen. Und ich bin schon sehr gespannt, wie es aussehen wird, wenn ich sie mal wieder in Köln besuche.“
www.nailis-architekten.de
Fotos: Henning Rogge
Moderne, vertikale Farbspiele
ARCHITEKTEN Nailis Architekten, Berlin
LAGE Junkersdorf, Köln
BAUJAHR 2012
NUTZFLÄCHE 560 qm
STATIK fd-ingenieure, Berlin
FARBBERATUNG Friederike Tebbe, Berlin
ROHBAU Ptassek & Sohn Bau, Bornheim
FENSTER Bauelemente Reiner Kaulen, Pulheim
NATURSTEIN Rausch & Schild, Kottenheim
SANITÄR Ulrich Schröder, Lohmar
TISCHLER fesk Tischlerei, Bergisch Gladbach
ELEKTRO TS-Elektro Meisterbetrieb, Brühl
INNENPUTZ Uwe Linden Stukkateur, Hellenthal
DACHDECKER Wadenpohl, Langenfeld
KAMIN Paprotny Feuerstellen, Neuss
KÜCHE Paxmann.Design, Bonn
PARKETT RAUM Jan Sterck, Köln
MALER W. Wynands, Aachen
GARTENBAUER Garten Müller, Köln-Weiden